Wir leben in Zeiten, in denen sich Informationen u.a. durch Zugang zum Internet schnell verbreiten, darunter auch diejenigen, die nicht geprüft oder unvollständig sind. Das bezieht sich u.a. auf Antibiotika in Geflügel, aber auch auf verbundene Themen wie Hormone in Geflügel oder Geflügel mit GVO. Ist Geflügelfleisch wirklich schädlich? Wie wählt man Fleisch aus, um die Sicherheit haben zu können, dass wir das richtige Produkt aus kontrollierter Zucht kaufen? Hier finden Sie unsere Ratschläge.

Truthahn, Hähnchen und Antibiotika – wozu Antibiotika in Geflügel?
Wenn Sie jemals in einer größeren Menschenmenge (z. B. bei der Arbeit in einem großen Unternehmen, in öffentlichen Verkehrsmitteln in einer großen Stadt) waren, wissen Sie, dass es in einer solchen Situation leicht ist, sich mit einer Infektion anzustecken. Wenn wir schon krank werden, greifen wir häufiger zu Medikamenten, um unseren Körper im Kampf gegen die Infektion zu unterstützen. Nicht anders ist es in der Tierzucht. Ähnlich können doch auch Truthähne oder Hähnchen, die in einer Gruppe leben, krank werden.
Das Wort „Antibiotikum“ stammt vom griechischen „anti“, also „gegen“ und „bios“, also „Leben“. Der Name selbst gibt also die Wirkung des Antibiotikums an, die in der Hemmung des Wachstums und der Teilung von pathogenen Bakterien besteht, die in den Körper eingedrungen sind. Je nach der Art der in Antibiotika verwendeten Wirkstoffe wirken sie auf verschiedene Bakterienstämme (ein Antibiotikum kann auf einen oder mehrere Stämme wirken). Ihre breite Anwendung begann mit der Entdeckung von Penicillin im Jahr 1928 vom schottischen Bakteriologen Alexander Fleming (viele Forscher weisen aber darauf hin, dass der französische Militärarzt Ernest Duchesne bereits 1897 eine ähnliche Entdeckung machte). Der Wirkstoff konnte jedoch erst 1939 isoliert und ein Jahr später bei der Behandlung verwendet werden. Durch die Entdeckung von Antibiotika sind viele Infektionskrankheiten nicht mehr mit dem Todesrisiko verbunden.
Als mit dem Einsatz von Antibiotika begonnen wurde, wurde im Rahmen der Zucht von Nutztieren festgestellt, dass die Antibiotika neben der Bekämpfung von Bakterien auch andere Anwendungsbereiche haben. Ein Teil der Substanzen verursachte z.B. ein schnellere Zunahme des Körpergewichtes bei Tieren, die mit ihnen behandelt wurden. Das trug dazu bei, dass die Stoffe (antibiotische Wachstumsförderer genannt) zum Futter hinzugegeben wurden, um die Züchtungseffizienz zu steigern.
Im Laufe der Zeit wurde jedoch festgestellt, dass die Anwendung von Antibiotika auch Nebenwirkungen haben kann, die ursprünglich nicht erwartet wurden. Es stellte sich heraus, dass sie bei übermäßiger Verwendung zur Entstehung von arzneimittelresistenten Bakterienstämmen führen, die sowohl für Tiere als auch für Menschen gefährlich sind und schwer zu behandelnde Infektionen verursachen können. Daher wurde die Verwendung von Antibiotika in Geflügelzucht und Zucht von anderen Tieren eingeschränkt.
Unter Verbrauchern gibt es aber immer noch viele Vorurteile und Befürchtungen in Bezug auf die Stoffe, insbesondere wenn es um die Geflügelzucht geht. Welche Vorurteile sind das und warum lohnt es sich, die Fakten zu kennen?
VORURTEIL: Chemikalien in Geflügel: Niemand überwacht ihre Anwendung und Züchter tun, was sie wollen.
FAKTEN: Die prophylaktische Verabreichung von Antibiotika bei Geflügel ist in der Europäischen Union verboten. Die einzige Ausnahme macht das Auftreten einer Krankheit in der Herde aus, worüber wir weiter unten schreiben. Es ist aber völlig verboten, so genannte antibiotische Wachstumsförderer anzuwenden; sie wurden 2006 EU-weit aus dem Verkehr gezogen. Ihre Anwendung ist in der Zucht streng verboten.
Antibiotika können nur bei bakteriellen Erkrankungen bei Tieren eingesetzt werden. Die Behandlung erfolgt dann unter strenger Aufsicht eines Tierarztes und während der Therapie wird eine einschlägige detaillierte Dokumentation geführt. Nach dem Abschluss der Behandlung unterliegen die Vögel der so genannten Wartezeit: Es ist die Zeit, die der Körper braucht, um die Antibiotika-Rückstände zu eliminieren. Die Wartezeit wird vom Hersteller des jeweiligen Medikaments bestimmt und hängt von konkretem Antibiotikum, Art, Alter und Produktionsgruppe von Tieren ab. Erst nach Ablauf der Frist können Produkte von den Tieren gewonnen werden.
Es ist wichtig zu wissen, dass jeder Züchter von den für die Lebensmittelsicherheit in einem bestimmten Land zuständigen offiziellen Kontrollbehörden geprüft wird, die Proben zur Untersuchung für mögliche Antibiotika-Rückstände bei Tieren und im Trinkwasser, in dem die Medikamente gelöst werden, nach dem Zufallsprinzip entnehmen. Darüber hinaus muss der Tierbesitzer eine detaillierte Dokumentation führen.
Zusätzliche Kontrollen im Hinblick auf Antibiotika-Rückstände werden in Verarbeitungsbetrieben sowohl im Rahmen unternehmensinterner Verfahren als auch durch offizielle Inspektionsdienste durchgeführt. Daher kann jede Gefährdung der Sicherheit des produzierten Geflügelfleisches erfasst werden und Fleisch, das Bedenken erweckt, kommt nicht auf den Markt. Wie der Nationalen Geflügelrat – Handelskammer, d.h. der größte polnische Geflügelhandelsverband betont, betreibt die überwiegende Mehrheit der Geflügelzüchter und -produzenten ihre Tätigkeiten auf der Grundlage zusätzlicher nationaler und internationaler Qualitätskontrollsysteme wie:
QAFP, QS, BRC oder IFS. Sie erfordern eine zusätzliche Überwachung und eine unabhängige Zertifizierung des Produktionsprozesses, was wiederum bedeutet, dass das von ihnen angebotene Geflügel von hoher Qualität ist.
VORURTEIL: Schädliches Geflügel: Breite Anwendung von Hormonen in Geflügel
FAKTEN: Die Zuchthühner waren in der Vergangenheit kleiner als die, die wir heute kaufen können. Sie sollen ungefähr ein Kilogramm gewogen haben, während es heute in Polen Vögel gibt, deren Gewicht 2 Kilogramm übersteigt, und in den USA sogar solche, die ungefähr 4 Kilogramm wiegen.
Es ist jedoch erwähnenswert, dass sich das Gewicht der heute gezüchteten Vögel nicht daraus ergibt, dass ihnen Wachstumshormone verabreicht werden; die Verwendung dieser Substanzen ist gesetzlich verboten: Seit 1981 gilt das Verbot in der Europäischen Union, Tieren Substanzen zu verabreichen, die ihr Wachstum durch hormonelle Einwirkung beschleunigen. Derzeit halten die meisten Zuchtbetriebe schnell wachsende Puten- und Hühnerrassen, die das Ergebnis einer langjährigen Zuchtarbeit von Zootechnikern sind. Darüber hinaus werden die Vögel regelmäßig gefüttert und ihr Futter wird so zusammengestellt, dass das richtige Wachstum und die Qualität des Geflügels gewährleistet sind. Da sie nicht um Nahrung kämpfen oder vor Raubtieren fliehen müssen, nehmen sie leicht zu.
VORURTEIL: Geflügel, das mit GVO-Futtermitteln gefüttert wird, ist schädlich.
FAKTEN: Um GVO sind viele Vorurteile und Kontroversen entstanden. Kein Wunder, dass einige Verbraucher Angst vor Geflügel haben, das mit GVO-Futter gefüttert wird. Zu Recht?
Nein, und zwar aus zwei Gründen. Der erste ist, dass Geflügelrassen nicht gentechnisch verändert und nicht in einem Labor entwickelt werden. Sie sind einfach das Ergebnis langjähriger Arbeit von Züchtern und Zootechnikern, die geeignete Rassen miteinander gekreuzt haben, um solche zu erhalten, die in der Zucht effektiver sind (auf diese Weise wurde die heute beliebte Hühnerrasse namens Broiler geschaffen).
Es stimmt, dass gentechnisch veränderte Pflanzen im Futter von Nutztieren, einschließlich Truthähnen und Hühnern, enthalten sind. Diese Modifikationen zielen normalerweise hauptsächlich auf den Schutz von Pflanzen vor Krankheiten oder Schädlingen ab, die die Ernte ruinieren könnten, wodurch es möglich ist, Menge von beim Pflanzenanbau verwendeten Pflanzenschutzmitteln, z. B. Herbiziden, Pestiziden oder Insektiziden zu verringern.
Könnte gentechnisch verändertes Futter in irgendeiner Weise Zuchttieren und Menschen, die dann ihr Fleisch essen, schaden? Eine eindeutige Antwort auf die Frage gaben bereits viele Experten. Im Jahr 2012 waren es u.a. Wissenschaftler von zwei führenden polnischen Forschungsinstituten: Vom Institut für Zootechnik – Staatlichen Forschungsinstitut in Krakau und vom Staatlichen Veterinärinstitut – Staatlichen Forschungsinstitut in Puławy im Rahmen der Studie „Einfluss von GVO-Futtermitteln auf die Produktivität und Gesundheit von Tieren, Übertragung transgener DNS im Verdauungstrakt und ihre Retention in Geweben und Lebensmitteln tierischen Ursprungs“. Die Forscher überprüften, ob irgendwelche Spuren der modifizierten DNS in Produkten aus Geflügel nachweisbar sind, das mit GVO-Futter gefüttert worden war. Es stellte sich heraus, dass sowohl Fleisch als auch Eier vom auf diese Art und Weise ernährten Geflügel keine modifizierte DNS enthält. Die Verbraucher treten somit zu keiner einzigen GVO-Zelle in Kontakt. Mehr Publikationen für Interessierte können Sie auf der Website der Europäischen Kommission finden: https://ec.europa.eu/food/plant/gmo/reports_studies_en
Antibiotika in Geflügel Wie kauft man Fleisch, um die Sicherheit zu haben, dass es sicher ist?
Wie kann man die Sicherheit haben, dass das von uns gekaufte Geflügelfleisch sicher für die Gesundheit ist? Zunächst einmal lohnt es sich, von einer zuverlässigen Quelle zu kaufen. Dies ist bei verpacktem Geflügelfleisch mit allen erforderlichen Informationen auf der Verpackung leichter zu kontrollieren. Es ist auch gut, nach Fleisch mit zusätzlichen QAFP-, QS-, BRC- oder IFS-Kennzeichnungen zu greifen, die darauf hinweisen, dass der Züchter die genannten internationalen oder nationalen Qualitätskontrollsysteme verwendet.
PL: Antybiotyki w drobiu – fakty i mity. Co warto wiedzieć?
CS: Antibiotika v drůbežím mase – fakta a mýty. Co je dobré vědět?